KREBSHEILUNG

 

 

 

 

 

 

 

 

 


INTERVIEW Dass Krebskranke ohne Behandlung gesund werden, kommt extrem selten vor, ist aber mšglich. Gewebsproben kšnnen das belegen.

 

Der Krebsspeziallist und Psychotherapeut Dr. Herbert Kappauf arbeitet in einer internistischen Schwerpunktpraxis. Zuvor war er 25 Jahre am Klinikum der Stadt NŸrnberg tþtig.

 

Wir sprachen mit Dr. Herbert Kappauf, einem von wenigen Krebsspezialisten, die solche ãWunderheilungenÒ wissenschaftlich ŸberprŸft und dokumentiert haben.

 

Was hat Sie bewogen, sich mit einem so seltenen Phþnomen wie Selbstheilung bei Krebs zu beschþftigen?

Dr. Kappauf: Ich habe in der Klinik einige sehr eindrucksvolle Fþlle von Spontanemissionen beobachten dŸrfen, die zunþchst mal mein bisheriges medizinisches Weltbild verunsichert haben.

 

Viele Krankheiten, wie zum Beispiel Erkþltungen, heilen von selbst Ð was ist bei Krebs anders?

Dr. Kappauf: Krebs ist in der Vorstellung der meisten Menschen mit sicherem Tod assoziiert, wenn nicht frŸhzeitig eine adþquate Behandlung erfolgt. Und in der Tat entspricht und entspringt ja diese Vorstellung der medizinischen Erfahrung.

 

Warum bezeichnen Sie Spontanheilungen und RŸckbildungen von Tumoren als Wunder?

Dr. Kappauf: Den Begriff Wunder verwende ich in der Bedeutung des alltþglichen Sprachgebrauchs: Ein nicht oder kaum fŸr mšglich gehaltenes Ereignis ist eingetreten.

 

Haben Sie Spontanheilungen auch schon bei Ihren Patienten erlebt?

Dr. Kappauf: Ja, zum Beispiel bei einem Mann mit Nierenkrebs, dessen Lungenmetastasen sich spontan zurŸckgebildet haben, oder bei einem Mann mit Lungenkrebs, bei dem sehr fortgeschrittene Metastasen im Bauchraum ohne Behandlung verschwunden sind.

 

Warum denken viele €rzte eher an eine Fehldiagnose als an eine Spontanheilung, wenn ein Tumor von allein verschwindet?

Dr. Kappauf: Diese kritische Skepsis ist zuerst ja durchaus angezeigt. Denn manche ãSpontanheilungenÒ entpuppen sich bei genauer Analyse wirklich als Fehldiagnosen. Das habe ich auch in meiner klinischen Praxis schon erlebt und auch bei der PrŸfung von Befundberichten vermeintlicher Spontanremissionen gefunden. Vielen €rzten ist aber das Phþnomen Spontanremission gar nicht bekannt.

 

Was passiert bei einer Spontanheilung?

Dr. Kappauf: Von einer Spontanheilung sprechen wir nur dann, wenn Tumorknoten vollstþndig und auf Dauer verschwinden, ohne dass eine medizinische Behandlung stattgefunden hat oder ohne dass die durchgefŸhrten medizinischen Ma§nahmen diese RŸckbildung erklþren. Auf der biologischen Ebene sind dabei zwei Ablþufe denkbar: Entweder die Tumorzellen sterben ab, oder sie verþndern sich derart, dass sie von normalen Zellen nicht mehr zu unterscheiden sind. Bei dieser ãAusreifungÒ (Differenzierung) spielen gelegentlich Hormone eine Rolle. Der Zelltod wird von der Krebszelle selbst ausgelšst. Wir sprechen von Apoptose oder ãprogrammiertem ZelltodÒ, der Ÿber verschiedenste biologische ãSchalterÒ ausgelšst werden kann.

 

Bei welchen Krebsarten kommen sie besonders hþufig vor?

Dr. Kappauf: Die meisten spontanen TumorrŸckbildungen beziehen sich auf recht wenige Tumorarten: auf schwarzen Hautkrebs, Nierenkrebs, bšsartige Lymphome und auf die seltenen Neuroblastome bei Sþuglingen und Kleinkinder. In neueren Untersuchungen wurden auch in frŸhen Stadien einer anderen Hautkrebsart (Basalzellkarzinom) šfter spontane RŸckbildungen beobachtet. Bei anderen Tumorarten ist dieses Phþnomen dagegen nur durch wenige Einzelfallberichte bekannt.

 

Wie lþsst sich das erklþren?

Dr. Kappauf: Diese Hþufigkeitsverteilung weist auf biologische Besonderheiten dieser Tumore hin. Metastasen von Nierenkrebsen und Melanomen sind eher einer immunologischen Tumorabwehr zugþnglich. Bei Neuroblastomen kšnnen unter gŸnstigen Umstþnden besondere genetische Gegebenheiten das Selbstmordprogramm der Tumorzellen aktivieren.

 

Kšnnen Patienten von Ihren Erkenntnissen profitieren und Hoffnung schšpfen?

Dr. Kappauf: Krebsbetroffene kšnnen zum einen entlastet sein, da Spontanremissionen offensichtlich nicht das Ergebnis eines besonderen Krankheitsverhaltens oder einer au§ergewšhnlichen willentlichen Anstrengung sind. Zum anderen bestþtigen meine Untersuchungen ohne Zweifel, dass es in seltenen Fþllen spontane TumorrŸckbildungen wirklich gibt. Allein diese Tatsache gibt vielen Krebsbetroffenen Hoffnung.

 

Lþsst sich das Wissen Ÿber Spontanheilungen fŸr die Krebstherapie der Zukunft nutzen?

Dr. Kappauf: Wenn wir die biologischen Ablþufe besser kennen, Ÿber die Spontanremissionen zustande kommen, lassen sich diese mšglicherweise fŸr die Fortentwicklung der modernen Krebstherapie nutzen. Einige an Spontanremissionen sehr wahrscheinlich beteiligte biologische Ablþufe werden bereits heute in der Krebsbehandlung nachgeahmt: Mit hormonellen oder immunologischen Hemmstoffen wird das Tumorwachstum gebremst, Proteine verhindern die Neubildung von Blutgefþ§en, Ÿber die Tumorknoten mit Nþhrstoffen versorgt werden. Auch einige Medikamente, die das ãprogrammierteÒ Absterben von Krebszellen fšrdern, sind bereits im Einsatz.