Fernsehsendung
37° - Wie ein Wunder: Spontanheilung
22.15 h, Di, 8 September 1998
37° - Wie ein Wunder
Todkrank - und plötzlich geheilt. Hunderttausende sterben
an der gefürchteten Krankheit Krebs. Immer wieder aber gibt es "Wunder",
unerklärliche Spontanheilungen.
- Von Charlotte Acklin
Menschen im Kampf gegen die tödliche Krankheit.
Spontanheilungen sind nach wie vor ungeklärte Phänomene.
Was löst sie aus? Warum passiert es dem einen und den vielen anderen nicht?
Wie sieht die Formel aus, die eine Krankheit an einem bestimmten Punkt dazu
bringt, rückwärts abzulaufen?
Heute wo der Kampf gegen den Krebs auf der Stelle zu treten scheint, versuchen
Ärzte aus den wundersamen Heilungen zu lernen. Mit dem Ziel, ein Stück
dieser Formel zu finden, um neue Therapien zu entwickeln. Eine Arbeitsgruppe
um Professor Gallmeier und Dr. Kappauf von der Uniklinik Nürnberg geht
rätselhaften Krankheitsverläufen nach.
Dr. Kappauf
ist Arzt und Psychologe. Sein Arbeitsgebiet sind krebskranke Menschen. Sein
Spezialgebiet sind Fälle medizinisch ungeklärter Heilungen: die sogenannten
Wunder.
"Es handelt sich um Wunder, dahingehend, daß wir als Ärzte uns
wundern, wenn wir solche Krankheitsverläufe sehen. Diese Krankheitsverläufe
passten nicht in unsere sonstige Alltagserfahrung, daß sich eben Tumore
zurückbilden ohne medizinische Maßnahmen oder unter Maß-nahmen,
die normalerweise nicht zu einer Rückbildung führen. Aber bei Wunder
ist das ja so, wir bezeichnen mit Wundern Phänomene, die wir noch nicht
erklären können, d.h. gerade die Untersuchung von sog. Wundern bringt
die Wissenschaft weiter.
Das Wunder unerklärlichen Heilungen. Ärzte veruchen zu entschlüsseln,
warum sich der Krankheitsverlauf sich plötzlich - scheinbar grundlos umkehren
kann und Zellen sich wieder regenerieren. Es ist ein langer Weg zu einem ehrgeizigen
Ziel.
"Ja
das Ziel ist, den Gral zu finden, also die Moleküle letztendlich, die verantwortlich
sind, als Steuerknüppel - als Schaltzentrale - für die Absterbevorgänge
für die Auslösung von Apothose."
Aporthose ist die Theorie vom Selbstmord der Tumorzellen und wie man ihn auslösen kann. Verstünden wir den geheimnissvollen Vorgang, könnte er bewußt herbeigeführt werden. Spontane Heilungen würden machbar... Eva Maria Sanders hat ihren Beruf als Anwältin aufgegeben. Sie hat ihre Geschichte aufgeschrieben und veröffentlicht. Sie ist Menschen begegnet, die ihr neue Wege gewiesen haben. Sie hat ihre Selbstheilungskräfte aktiviert und überlebt - entgegen aller Prognosen, auch wenn sie jetzt nach 4 Jahren aus medizinischer Sicht, noch nicht als geheilt gilt. Sie aber glaubt unbedingt an ihren Weg.
"Wichtig
war für mich, daß ich mich auf mich selbst besinne, also zunächst
einmal zu sagen, ich glaube das nicht, was man mir erzählt. Mein Leben
ist solang, wie ich mein Leben leben will. Und dann geh ich hin und sage, ich
kann es ändern. Ich finde den Grund, ich drehe den Punkt und ich kann es
ändern und ich werde es ändern. Ich glaube an mich".
Auch ihr Ehemann
Hajo ist sich sicher, daß sich dieser Alptraum nicht wiederholen wird.
"Selbst wenn er sich andeuten würde, bin ich überzeugt, daß
das für sie nur weitere Schritte wären, um neue Dinge zu lernen. Diese
Krankheit wird sie niemals umbringen können".
Wolfgang Forderer ist im Weizbachtal geboren
und hat dort sein ganzen Arbeitsleben als Beamter im Rathaus auf dem Bauamt
verbracht. Im Juli 1995 wird ein bösartiger Tumor an der Niere entdeckt
und entfernt. Ein Jahr später zeigen sich Metasthasen in der Lunge, die
Lage ist ernst. Der behandelnde Chefarzt drängt zur Operation.
"Hatten Sie Angst, das Sie sterben könnten"?
"Natürlich
jagt einem das alles einen Schreck durch die Glieder von Kopf bis Fuß,
ist natürlich da alles down. Der Chirurg hat mir dann empfohlen, ich solle
eine Thoraxspezia-listen aufsuchen, um mir eine Hälfte oder auch beide
Lungen-flügel operieren zu lassen".
Eine Operation an der Lunge ist gefährlich, Herr Forderer zögert die
Entscheidung hinaus. Das Ehepaar will noch anderweitig Rat einholen. Sie suchen
die tumorbiologische Klinik in Freiburg auf. Drei Monate später geschieht
das Unerklärliche: Die Metastasen sind tatsächlich verschwunden.
Unger:
"Man sieht auf diesem Bild eigentlich nur noch - wenn man sehr genau hinsieht
- sieht man ganz feine Umrisse...hier dieser Herd z.B. ist sehr viel kleiner
geworden - fast weg...also ich kann nur sagen: Herzlichen Glückwunsch".
"Herr Professor Unger, ist das ihr erster Fall einer Spontanremission"?
"Das ist der erste Fall einer Spontanremission, den ich bewußt erlebe
und es ist insofern, für mich als Arzt von besonderer Bedeutung - von besonderer
erzieherischer Bedeutung - weil man immer wieder in Zukunft an diesen Fall denken
wird und er wird immer wieder die Überlegungen der Therapie mitbestimmen
können. Es ist ungemein spannend zu überlegen, daß man eine
Spontanremission versteht. Würde man sie verstehen, würde man alles
tun, die Bedingungen für eine solche Spontanremisssion zu arrangieren.
Nun wir
verstehen sie nicht, aber wir sind sicher, daß das Immunsystem - die Abwehr
das Patienten - hier eine ganz wichtige Rolle spielt".
Was war in den entscheidenten drei Monaten geschehen?
Herr Forderer hatte seine Arbeitsstelle aufgegeben und war in Frührente
gegangen - sonst nichts.
Forderer: "Möglicherweise war dies Streßbedingt durch den Betrieb,
aber andererseits habe ich sonst keine plausible Erklärung was da mit mir
passiert ist".
Zwei Jahre sind vergangen und Forderer hat keinerlei Beschwerden.
Doch dann zeigen sich - so plötzlich wie sie verschwunden waren - erneut
Metastasen in der Lunge. Die Überraschung und die Enttäuschung sind
groß. Das Ehepaar entschließt sich noch einmal nach Freiburg in
die tumorbiologische Klinik zu Professor Unger zu fahren.
Prof. Unger vergleicht die beiden Röntgenbil-der und zeigt sie Herr Forderer:
"...Da sieht man leider, daß doch die Herde deutlich größer
geworden sind.Das ist jetzt völlig ausreichend, um zu sagen, wir sollten
jetzt was tun."
Spontane Heilungen sind nicht zwangsläufig
endgültige Heilungen. Gibt es Bedingungen die Spontanheilungen unterstützen?
"Ich kann aus meinen Untersuchungen die Spontanremission nicht in Zusammenhang
bringen mit einer bestimmten Krankheitsverhaltensweise oder mit einem bestimmten
Persönlichkeitsmuster, sondern vielleicht das einzige Ergebnis ist, das
die Patienten so stimmig mit sich diese Krankheit durchgestanden haben".
Kommentar von Bernd Jaschko:
Wir haben Tausenden von Einzelsitzungen zu Krankheitsverläufen untersucht: Spontanheilung kann jeder selbst erzeugen.
Wunder der Medizin (Focus 16/97) Ärzte suchen nach wissenschaftlichen Erklärungen für
Spontanheilungen bei Krebs. Sie erhoffen sich dadurch Fortschritte für
die Therapie |